Christian Steiffen | Porta³
Es gibt zwei Lager im Schlager: Der E-Schlager, der seine Phrasen über Liebe, Lust und Leidenschaft mit größter Ernsthaftigkeit auf die Bühne trägt und jedes computergenerierte „La-La-La“ als Neugeburt der seriösen Massenekstase feiert – und Christian Steiffen, dessen Künstlername bereits verrät, dass hier die Selbstironie den Taktstock übernommen hat. Über Texte, die mit gezielter Doppeldeutigkeit den authentischen Schlagerakkorden zuarbeiten, sie zugleich aber unterwandern. Nachdem mit MEUTE 2026 erstmals Technoklänge bei Porta³ zu hören sein werden, setzt Christian Steiffen am Freitag, 19. Juni 2026, dem Schlagerkoller ein Ende und bringt selbigen stattdessen ganz groß raus. Um ein Haar hätte der Auftritt vom selbsternannten „Gott of Schlager“ nur im Rahmen einer (neu zu begründenden) Städtepartnerschaft stattfinden können. Denn wäre Christian Steiffen tatsächlich Oberbürgermeister von Osnabrück geworden, hätte vermutlich nur das einen Auftritt auf der grandiosen Rundbogenbühne vor der Porta Nigra legitimieren können. Zweimal trat er an, einmal unter seinem Geburtsnamen Hardy Schwetter, einmal unter seinem Künstlernamen Christian Steiffen. Zweimal blieb ihm die politische Macht verwehrt. Doch der politische Schlager hatte sowieso schon immer einen schweren Stand. Und so vereint der in New York ausgebildete Schauspieler nunmehr nicht nur 3% der Osnabrücker Stimmen auf sich, sondern 100% der Stimmen Deutschlands - zumindest unter den tanzwütigen Fans seiner Konzerte, die den zwischen Entertainment und Euphorie pendelnden Schlagerstar feiern wie einst Elvis in Bad Nauheim. Was Steiffen und Songs wie „Verliebt verlobt veheiratet vertan“, „Eine Flasche Bier“ oder „Sexualverkehr“ von der glattgebügelten Schlagerwelt unterscheidet, ist seine Fähigkeit, die in ihrer hochstilisierten Oberflächlichkeit tausendfach zitierten Floskeln des Genres gegen den Strich zu bürsten. Wo andere von der großen Liebe singen, besingt er lieber sich selbst („Ich hab‘ die ganze Nacht von mir geträumt“), und das mit einer Unverfrorenheit, die entwaffnend und mit wohl dosierten Schlüpfrigkeiten, in Bierseligkeit und Getragenheit, zum Schmunzeln bringen. Oder anders gesagt: Christian Steiffens größte Ernsthaftigkeit besteht im Besingen des Lächerlichen, und seine größte Stärke ist die mit grandioser Singstimme vorgetragene Affektiertheit, die er durch den Kakao zieht – mit ganz viel Spaß. Vor und auf der Bühne. Wenn Christian Steiffen also kommt, dann kommt er nicht leise. Dann kommt er als „Arbeiter der Liebe“, mit Selbstmitleid und Selbstbewusstsein, mit Ironie und Inbrunst, mit einem Abend, an dem antike Architektur zur Bühne für zeitgenössischen Schlagerwahnsinn wird. Keine Frage, dass die Porta ihm entgegenkommen wird. Unzweifelhaft auch, was sie ihm zurufen wird, unhörbar vielleicht, aber doch voller Glück darüber, auf ihren schwarzen Steinen für zwei Stunden das bunte Farbenfeuerwerk durchtanzter Nächte widerzuspiegeln: „Ich fühl mich Disco!“
Details*
- Kategorie(n)
- Musik
- Lokalität
- Porta Nigra
- Datum
- 19. Juni 2026 19:00 - 19:00
- Eintritt
- Keine Information vorhanden
Hier findest du den Veranstaltungsort: